Wie viel Computerspielen ist schädlich? Behalte ich beim Online-Shopping die Kontrolle? Ab wann habe ich eine Sucht? Dr. med. David Mikusky, Oberarzt am ZfP Reichenau, widmet sich Betroffenen, die sich genau diese Fragen stellen. Er bietet in einer wöchentlichen Sprechstunde Hilfe für Menschen an, die den Verdacht haben, an einer Verhaltenssucht oder einer Internetnutzungsstörung zu leiden.
Von Computerspielen bis Online-Shopping
Das Angebot der Sprechstunde ist niederschwellig. Es richtet sich an Betroffene, die abklären wollen, ob sie eine Verhaltenssucht haben, die mit ihrer Internetnutzung zusammenhängt. Das können sein: Computerspielstörung (in der Fachsprache ist häufig auch von Gaming Disorder die Rede), Glücksspielstörung, zwanghafte Online-Kaufstörung, zwanghafte Online-Pornographiesucht und Soziale-Medien-Nutzungsstörung.
Diagnose im ersten Gespräch
Dienstagnachmittags bietet David Mikusky die Sprechstunde in der Sucht-Tagesklinik beim Konstanzer Klinikum an. Die erste Stunde ist für die Diagnostik eingeplant. Im Gespräch und mittels Fragebögen klärt der Arzt ab, inwieweit eine behandlungsbedürftige Störung vorliegt.
In seinen Augen sind zwei Kriterien besonders gut geeignet, um gesundes Verhalten von einer Sucht zu unterscheiden. An erster Stelle steht der Kontrollverlust. Das heißt, dass Betroffene viel Zeit damit verbringen, obwohl sie eigentlich damit aufhören möchten, es aber nicht schaffen.
Wenn der Konsum trotz negativer Konsequenzen fortgesetzt wird und das zu einem hohen Leidensdruck führt, deutet es auf eine Sucht bzw. Nutzungsstörung hin. Ebenso wenn Betroffene zum Beispiel von ihrer Partnerin bzw. ihrem Partner verlassen werden, sie ihre Arbeit vernachlässigen oder sogar damit aufhören und sich Schulden anhäufen. Körperliche Beschwerden können genauso hinzukommen wie zum Beispiel Depressionen, Schlafstörungen und Ängste.
So geht es nach der Diagnose weiter
Sollte in der Sprechstunde eine behandlungsbedürftige Störung diagnostiziert werden, bietet Mikusky eine störungsspezifische Behandlung an. Bislang behandelt er die Patient:innen in Einzeltherapien, aber bei diesen Störungsbildern sei auch eine Gruppentherapie mit sechs bis acht Teilnehmenden erfolgversprechend, sagt der Psychiater. Daher sei auch ein Gruppenangebot angedacht, das startet, sobald es genug Teilnehmende gibt.
Es gehe ihm nicht darum, Medienkonsum generell in Frage zu stellen. „Ich möchte es nicht verteufeln“, betont Mikusky. Vielmehr ist er dagegen, dem Verhalten, das mit der Nutzung moderner Medien zusammenhängt, unnötigen Krankheitswert zuzuschreiben. Mit der Sprechstunde will er auch dazu beitragen, Medienkompetenz zu fördern und Stigmata abzubauen. Zudem sollen die Erkenntnisse aus der Arbeit mit den Patient:innen aus der Sprechstunde in ein Studienprojekt fließen, das er mit Psychologin Christine Mages plant.
Adresse:
Suchtmedizinische Tagesklinik
Luisenstraße 7
78464 Konstanz
Ansprechpartner:innen:
David Mikusky, d.mikusky(at)zfp-reichenau.de, 07531/977-97577
Sarina Pöltl, s.poeltl(at)zfp-reichenau.de, 07531/8199440
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